Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

JUDO / 17-JÄHRIGE MÖCHTE PILOTIN WERDEN
Die Höhenflüge der Manja Keller

Robert Schreier

Die Wochenenden werden immer seltener, die Manja Keller bei Freunden in ihrer Heimatstadt Potsdam oder bei ihrer Familie in Erkner verbringen kann. Seit fünf Jahren wohnt die 17-jährige Judoka im Sportinternat Frankfurt (Oder). Unter der Woche sind Schule und 15 Stunden Training angesetzt, an den Sonnabenden und Sonntagen stehen Wettkämpfe auf dem Programm. Auch am nächsten Wochenende. Doch auf dieses freut sich Manja ganz besonders.

Beim Mazda-Cup in der Potsdamer Heinrich-Mann-Allee wird die Zwölftklässlerin reichlich Gelegenheit bekommen, mit ihren langjährigen Wegbegleitern von Motor Babelsberg zu plaudern. "Wenn ich mal die Chance habe, in der Motorhalle zu trainieren, nehmen mich alle so auf, als wäre ich nie weg gewesen. Ich fühle mich gleich wieder zu Hause", erzählt die Athletin, die ihre Turniere immer noch für den Heimatverein bestreitet.

Der Mazda-Cup hält für Manja sportlich nicht die ganz große Herausforderung bereit: "Das ist ein Turnier, das ich locker angehen kann, denn es stehen keine Titel oder Qualifikationen dahinter." Diese Druck erzeugenden Meisterschaften ließ die eloquente Teenagerin in dieser Saison bereits erfolgreich hinter sich. Zum dritten Mal in Folge wurde Manja deutsche Meisterin in der Altersklasse U 20, zuvor zweimal in der U 17, fuhr als jüngste Teilnehmerin zur U 20-WM nach Südkorea und belegte bei den internationalen deutschen Meisterschaften in Berlin-Hohenschönhausen Rang zwei. "Mein größter Erfolg bisher. Auch weil meine Familie dabei sein konnte. Vor ihnen zu kämpfen, macht mich stolz", erzählt Manja.

Ihre Familie, genauer Bruder Jörn, trägt auch Schuld daran, dass die ehrgeizige Sportlerin vor zehn Jahren zum Judo kam. Damals nahm sie der große Bruder mit zum Training. Mittlerweile mischt Manja die deutsche Nachwuchselite auf, und der 21-jährige Jörn bekam unlängst ein Angebot, nächstes Jahr in der Bundesliga zu kämpfen.

Weltmeisterschaft in Südkorea, ein Trainingslager in Japan - Anreisewege, die Manja etliche Stunden im Flugzeug bescheren. Manche würden ein Gräuel dagegen entwickeln, doch bei der Abiturientin reifte ein Berufswunsch: "Ich bin fasziniert vom Fliegen. Nach der Schule möchte ich meinen Sport und das Ziel, Pilot zu werden, bei der Bundeswehr verwirklichen."

Bei Wettkämpfen fand die Judoka der Klasse bis 70 Kilo ein ganz eigenes Mittel, um ihre Nervosität im Griff zu halten. Die Leseratte schmökert in den Pausen gerne in Büchern und stellt dabei besondere Rekorde auf: "Meine Spitzenleistung war es, einen sechshundert Seiten dicken Wälzer an einem Turniertag zu verschlingen." Für dieses Hobby wird Manja Keller am Wochenende wenig Zeit bleiben. Viel zu sehr freut sie sich auf die Gespräche mit ihren alten Bekannten in Potsdam