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Die Arrivierten ärgern  HORST SPERFELD
JUDO / Manja Keller von Motor Babelsberg ist Vize-Mannschaftsmeisterin

18.11.2004

Die Judo-Damen des UJKC Potsdam erlebten bei der Finalrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft in Leipzig einen rabenschwarzen Tag. Als Mitfavoriten angereist, setzte es zwei Niederlagen, womit "nur" Rang fünf ins Protokoll eingeschrieben werden konnte. Und doch durfte sich am Ende des Turniers der besten sechs Bundesliga-Teams eine Potsdamerin über die Vizemeisterschaft freuen. Die 19-jährige Manja Keller gehörte zur Riege der PSG Dynamo Brandenburg-Mitte, die sich erst im Finale von den Gastgeberinnen den Schneid abkaufen ließ.

"Herr Zuckschwerdt hatte mir vor zwei Jahren das Angebot gemacht, für Dynamo auf die Matte zu gehen", beginnt Manja Keller die Erläuterung für ihr Brandenburg-Engagement mit dem Hinweis auf den Trainer vom Vizemeister. "Da war ich mir noch zu unsicher, ob ich in einer so starken Truppe schon Fuß fassen könnte und sagte ab", erklärt die Sportlerin von Motor Babelsberg. Dennoch kämpfte sie in der Bundesliga mit, aber für den SC Berlin. "Vor einem Jahr aber fragte Herr Zuckschwerdt noch einmal an, und nachdem ich Bundesliga-Luft geschnuppert hatte, reizte es mich, zu einem Top-Team zu gehören."

Manja Keller geht seit ihrem sechsten Lebensjahr auf die Judo-Matte. "Mein großer Bruder Jörn hatte einen Schnupperkurs, damals beim UJKC, mitgemacht und so viel Freude daran gefunden, dass er seine beiden kleinen Geschwister - meinen anderen Bruder Daniel und mich - mitnahm", erzählt sie. Auch Manja hatte schnell Gefallen an der Kampfsportart gefunden. "Judo ist toll, vielseitig. Da sind Schnelligkeit, Beweglichkeit und Ausdauer ebenso gefragt wie das Köpfchen. Das begeistert mich noch immer daran", sagt die gerade in Nienburg die militärische Grundausbildung absolvierende Sportsoldatin.

Der Weg bis in die Sportfördergruppe der Bundeswehr verlief fast planmäßig. Nach zwei Jahren UJKC wechselte Manja Keller zusammen mit ihren Brüdern zu Motor Babelsberg. Von dort ging das Keller-Trio an die Sportschule in Frankfurt (Oder), blieb aber stets Mitglied im Heimatverein. Dreimal schaffte es Manja in den sechs Frankfurter Sportschuljahren auf den Meisterschaftsthron in der jeweiligen Altersklasse, einmal durfte sie an einer Jugend-WM teilnehmen, und im Jahre 2003 erkämpfte sie sich Bronze bei den Europameisterschaften der Altersklasse U 20.

Ein Bandscheibenvorfall zwang ausgerechnet im Bundesliga-Jahr für Brandenburg zu sechs Monaten Judo-Pause. "Die Endrunde in Leipzig war mein Comeback", sagt sie. Nach so einer Zeit steht man kaum in den Notizbüchern der Auswahltrainer, ist bei keinem der Vorbereitungstrainingslager auf die neue Saison dabei. Dennoch sprüht Manja Keller vor Selbstbewusstsein. "Die Kämpfe in Leipzig haben mir gezeigt, dass mein Rücken hält. Ich werde nun versuchen, die arrivierten Frauen in der nächsten Saison ein wenig zu ärgern", kündigt sie kommende sportliche Taten an.

Offen, spontan und optimistisch sei sie, manchmal auch etwas zu temperamentvoll, versucht Manja Keller eine Selbst-Charakteristik. "Und ich bin ein Familienmensch", hebt sie besonders hervor. Von den Brüdern war schon die Rede. Während Jörn, der große (23), bei der Bundeswehr ist, absolviert Daniel, der kleine (18), gerade die 12. Klasse in der Sportschule an der Oder. "Vor allem meinen Eltern bin ich sehr dankbar", soll unbedingt an Marina Keller und Holger Helling übermittelt werden. "Sie sind immer für uns da, stehen hinter uns, haben uns zusammengeschweißt", bringt sie ihr Kompliment auf den Punkt.

Für Judo, das gibt Manja Keller zu, habe sie ab und an sogar schulische Belange in den Hintergrund gestellt. Dennoch gibt es andere Dinge, die sie gerne macht. "Lesen, tanzen, kochen, am liebsten Sushi", gibt sie preis. Die komplizierte Art, rohen Fisch schmackhaft anzurichten, hat sie sich auf Judo-Reisen nach Japan abgeschaut. Und mit dem Blick in die Zukunft sagt sie: "Journalistik würde mich reizen."

Doch zuvor würde sie gern ein weiteres Jahr für Brandenburg in der Bundesliga starten. "Ich bin total begeistert von der Mannschaft. Ich hatte da überhaupt keine Probleme, lernte alle schnell kennen und mögen", beschreibt die Kämpferin der 70-kg-Kategorie. Und Platz zwei in Leipzig "war keine Niederlage, sondern ein großartiger Erfolg", kommt sie auf ihre Freude an der Silbermedaille zurück.